Fakten und Grundlagen

Warum Hitzevorsorge eine wichtige Aufgabe für Kommunen ist?
Erfahren Sie hier mehr über die Entwicklung der Hitzebelastung in Deutschland
und die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze für die Bevölkerung.

Überblick

In vielen Kommunen hat die Hitzebelastung bereits spürbar zugenommen. Wir haben Ihnen wichtige Fakten und Informationen zusammengestellt, die Sie als Grundlage nutzen können, um Maßnahmen zur Hitzevorsorge in Ihrer Kommune zu planen und umzusetzen.

Hitzeschutz ist eine kommunale Aufgabe

Hohe Temperaturen und längere Hitzeperioden führen in den Kommunen und besonders in Städten zunehmend zu Gesundheitsproblemen der Bevölkerung. Im Vergleich zum ländlichen Raum können die nächtlichen Temperaturen in der Stadt um 10 Grad höher liegen.

Die Hitzebelastung trifft alle Menschen quer durch die Bevölkerung. Das Spektrum der Auswirkungen reicht dabei von Einschränkungen im Wohlbefinden und der Verringerung Produktivität der Arbeitskräfte bis hin zu schwerwiegenden Hitzeerkrankungen und hitzebedingten Sterbefällen. Der Hitzeschutz aller Bevölkerungsgruppen ist daher eine wichtige Aufgabe von Kommunen. 

Warum steigen die hitzebedingten Risiken?

Durch den Klimawandel nehmen Hitzewellen zu, fallen intensiver aus und dauern länger an. Damit steigen auch die hitzebedingten gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung. Dies wird neue Anforderungen an Kommunen stellen, die Bevölkerung vor diesen Risiken zu schützen.
 
Vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung und der zunehmenden Verstädterung gewinnt die kommunale Hitzevorsorge an Bedeutung. So steigt einerseits bis 2060 der prognostizierte Anteil an über 80-Jährigen in Deutschland auf 12 % – über ein Zehntel der Bevölkerung wäre dann im Falle von Hitzewellen besonders gefährdet. Zusätzlich wird auch der Anteil der Menschen, die in Städten wohnen, weiterhin ansteigen. Somit wird ein großer Teil der Bevölkerung verstärkt von Hitze und den damit einhergehenden gesundheitlichen Konsequenzen betroffen sein.

Welche Auswirkungen hat Hitze?

Menschliche Gesundheit

  • Hitzeerkrankungen
  • Hitzebedingte Sterbefälle
  • Belastung des Gesundheitswesens

Bauwesen und Infrastrukturen

  • Schäden an Gebäuden
  • Schäden an Verkehrsinfrastrukturen
  • Veränderung des Innenraumklimas

Wirtschaft und Arbeit

  • Arbeitsplatzbelastungen
  • Abnahme der Arbeitsproduktivität
  • Betriebsunterbrechungen

Grün-blaue Infrastrukturen

  • Hitzeschäden am Stadtgrün
  • Abnahme der Wasserqualität
  • Wassermangel

Hitzebelastung in Deutschland

Um die Hitzebelastung in Städten zu beurteilen, werden als Orientierung klimatologische Kenntage herangezogen. Dies sind Tage, an denen ein definierter klimarelevanter Schwellenwert, wie z. B. die Lufttemperatur, unter- oder überschritten wird. Für die Beurteilung der gesundheitlichen Belastung durch Hitze sind Heiße Tage, Tropennächte und Sommertage relevant. Die Hitzebelastung hat in den letzten Jahren stetig zugenommen.

 

Was sind Heiße Tage?

Der Deutsche Wetterdienst definiert einen Heißen Tag als einen Tag, dessen höchste Temperatur oberhalb von 30 Grad Celsius (°C) liegt.

Die durchschnittliche Anzahl an Heißen Tage pro Jahr hat von 1951 bis 2022 um 8,6 Tage zugenommen. Dabei gibt es starke regionale Unterschiede , besonders betroffen ist der Osten und der Südwesten Deutschlands. Die im Zeitraum 1951 bis 2022 meisten Heißen Tage wurden im Jahr 2018 mit 20 Tagen verzeichnet.

Mittlere Anzahl an Heißen Tagen in Deutschland

1961-1990: 4,2 Tage
1991-2020: 8,9 Tage
Quelle: DWD

Was sind Tropennächte?

Eine Tropennacht ist eine Nacht, in der das Minimum der Lufttemperatur 20 °C oder mehr beträgt, also eine Nacht, in der es nicht kälter als 20 °C wird.

Tropennächte sind aus medizinischer Sicht problematisch für den Menschen und gelten als besonders belastend für ältere und körperlich geschwächte Menschen. Die hohen nächtlichen Temperaturen erschweren zudem das Kühlen der Innenräume durch nächtliches Lüften.

Tropennächte treten in Deutschland noch selten auf. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts werden aber immer häufiger Tiefsttemperaturen nicht unter 20 °C gemessen.

In Heidelberg wurden im Zeitraum 1981-2010 durchschnittlich 4,5 Tropennächte beobachtet. In Jahren mit sehr heißen Sommern wie 2003 wurden auch über 10 Tropennächte beobachtet, z. B. 2003 in Kehl bei Straßburg, wo 21 Tropennächte gemessen wurden.

Was sind Sommertage?

Ein Sommertag ist ein Tag, an dem die Tageshöchsttemperatur 25°C oder mehr erreicht. Die Menge der Sommertage enthält auch die Untermenge der Heißen Tage.

Zwischen 1951 und 2022 hat die mittlere Anzahl an Sommertagen um 24,2 Tage zugenommen. Die meisten Sommertage gab es im Jahr 2018, in dem an 74,7 Tagen 25°C oder mehr erreicht wurden. Das sind fast doppelt so viele Tage wie im 30-jährigen Mittel zwischen 1991 und 2020. 

Mittlere Anzahl an Sommertagen in Deutschland

1961-1990: 27,3 Tage
1991-2020: 39,8 Tage
Quelle: DWD

Wann spricht man von Hitzewellen?

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) definiert eine Hitzewelle als eine „mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung. Eine Hitzewelle ist ein Extremereignis, welches die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruktur schädigen kann.“ Eine Untersuchung des DWD hat gezeigt, dass lange Hitzeperioden von mindestens 14 Tagen und einem mittleren Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30°C in Deutschland vor 1990 selten vorkamen, besonders in Norddeutschland. In Hamburg wurde ein solches Ereignis 1994 das erste Mal überhaupt registriert. Seit Beginn des 21. Jahrhundert werden Hitzewellen nach dieser Definition immer häufiger. Berlin erlebte zwischen 2000 und 2022 bereits vier dieser markanten Hitzewellen.

Fakten zur Lufttemperatur

  • Neun der zehn wärmsten Jahre zwischen 1881 und 2022 haben in Deutschland seit dem Jahr 2000 stattgefunden.
  • Die durchschnittliche Lufttemperatur ist in Deutschland zwischen 1881 und 2022 um 1,7 K gestiegen.
  • Die zwei wärmsten Jahre waren 2022 und 2018 mit einer durchschnittlichen Lufttemperatur von 10,5 °C.
  • Das kälteste Jahr war 1940 mit einer durchnittlichen Lufttemperatur von 6,6 °C.

Wie werden sich die Kenntage zukünftig entwickeln?

Der Weltklimarat IPCC sieht es in seinem Synthesebericht zum 6. IPCC-Sachstandsbericht als sehr wahrscheinlich an, dass es aufgrund des Klimawandels zu einer weiteren Zunahme von Heißen Tagen, Tropennächten und Hitzewellen kommen wird, dass sich also der bereits beobachtete Trend weiter fortsetzt.

Folgende Webportale bieten Informationen, Grafiken und Karten zu vergangenen und zukünftigen Entwicklungen der temperaturabhängigen Kenngrößen wie Heiße Tage und Tropennächte auf Bundes-, Länder- und Kreisebene sowie auf kommunaler Ebene.

Das KLiVO Portal der Bundesregierung bündelt Daten und Informationen zum Klimawandel sowie Dienste zur zielgerichteten Anpassung an die Klimafolgen. Es dient als „Sprungbrett“ für die Suche nach klimatologischen und klimaabhängigen Daten sowie daraus abgeleitete Größen, Indizes und Zustandseinschätzungen sowie Informationen, Beratungsleistungen und Werkzeuge, die Entscheidungen und Handeln zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels unterstützen.

Der Deutsche Klimaatlas des Deutschen Wetterdienstes präsentiert mögliche Szenarien des zukünftigen Klimas in einer Zusammenschau mit dem früheren und derzeitigen Klima. Er erzeugt Karten und Zeitreihen für Deutschland und die einzelnen Bundesländer von 1881 bis 2023 (Vergangenheit und Gegenwart) bzw. von 2024 bis 2100 (Zukunft) für sechs temperaturabhängige Kenngrößen (z. B. Sommertage, Heiße Tage, Tropennächte). Alle Darstellungs-Kombinationen, können als PDF-Dateien heruntergeladen oder gedruckt werden.

Die interaktive Karte des Umweltbundesamts zeigt das Vorkommen und die räumliche Verteilung von Heißen Tagen und Tropennächsten in Deutschland zwischen 2000 und 2020.

GERICS, das Climate Service Center Germany innerhalb der Helmholtz-Gemeinschaft, hat für alle 401 deutschen Landkreise, Kreise, Regionalkreise und kreisfreien Städte die wichtigsten Klimaparameter bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zusammengestellt und jeweils einen „Klimaausblick“ veröffentlicht.

Besonderheiten des Stadtklimas

Ein klimatisch günstiges Stadtklima trägt maßgeblich zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung und zur Erhaltung der Lebensqualität in der Stadt bei.

Städte haben ihr eigenes Klima. Sie sind oftmals nur gering durchlüftet und weisen eine erhöhte Belastung mit Luftschadstoffen auf. Dicht bebaute Stadtquartiere heizen sich stärker auf als Quartiere mit lockerer Bebauung.

Hitze und Luftbelastung stellen für die städtische Bevölkerung ein Gesundheitsrisiko dar.

Was ist das Stadtklima?

Unter Stadtklima versteht der Deutsche Wetterdienst „das gegenüber dem Umland durch die Bebauung und anthropogene Emissionen (wie z. B. Luftschadstoffe oder Abwärme) modifizierte Mesoklima von Städten und Ballungsräumen.“

Das Mesoklima bezieht sich auf das Klima, das in einem bestimmten Gebiet oder einer bestimmten Region herrscht, und kann mehrere Quadratkilometer umfassen. Es wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter topografische Merkmale wie Gewässer, Küstenlinien, Gebirge und deren Täler. Diese geografischen Merkmale können das Klima einer Region erheblich beeinflussen, indem sie den Luftstrom, Temperatur und Niederschlagsmuster und andere klimatische Variablen verändern.

Die Untersuchung des Mesoklimas ist u. a wichtig für die Stadtplanung, da es hilft, die klimatischen Bedingungen auf der kommunalen Ebene zu verstehen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Durch welche Faktoren wird das Stadtklima beeinflusst?

Wie sich das typische Stadtklima entwickelt, hängt von den natürlichen Gegebenheiten eines Raumes und von den vom Menschen geschaffenen Nutzungen ab.

Von besonderer Bedeutung sind dabei die Sonneneinstrahlung und deren Reflexion (Albedo-Effekt), das Regionalklima, die Größe, Höhe und geographische Lage der Kommune, die Geländeform und die Bebauungsstruktur (Höhe, Dichte, Form und Anordnung der Bauwerke). Weitere wichtige Faktoren sind die Wärmespeicherfähigkeit von Gebäuden, die Windverhältnisse, der Luftaustausch mit dem Umland, der Bodenversiegelungsgrad und die Grünversorgung.

Nicht zuletzt von Bedeutung sind die Art und der Umfang der menschlichen Nutzungen und die Wärmefreisetzung aus Haushalten, Gewerbe, Industrie und Verkehr.

Aufgrund der vielfältigen Landnutzungen und Bebauungsstrukturen weist das Klima innerhalb der Stadt eine hohe räumliche Variabilität auf.

Was ist der städtische Wärmeinsel­effekt?

Als Wärmeinseleffekt oder auch Urban Heat Island wird das Phänomen bezeichnet, dass in städtischen Ballungsräumen im Vergleich zur ländlichen Umgebung bodennah höhere Lufttemperaturen auftreten.

Als Maß für die Intensität des Wärmeinseleffektes wird die Temperaturdifferenz zwischen der Lufttemperatur in einem Stadtgebiet und der Lufttemperatur in einem im nahen Umfeld der Stadt liegenden unbebauten Gebiet angegeben.

Die Intensität des Wärmeinseleffektes variiert von Stadt zu Stadt. Aber auch innerhalb einer bestimmten Stadt ist der Wärmeinseleffekt sehr verschieden stark ausgeprägt. Der Temperaturunterschied ist an einem heißen Sommertag in der Regel nachts größer als tagsüber und am deutlichsten, wenn die Winde schwach sind.

Nicht alle Städte weisen einen ausgeprägten städtischen Wärmeinseleffekt auf. Die Ausprägung der Wärmeinsel hängt stark vom Hintergrundklima des Gebiets ab, in dem sich die Stadt befindet.

Was sind die Ursachen für den Wärmeinsel­effekt?

Der Wärmeinseleffekt wird durch eine Kombination verschiedener Faktoren verursacht, d. h. der Effekt ist nicht auf eine alleinige Ursache zurückzuführen. Die Hauptursachen sind dabei in der Struktur und der Charakteristik der Oberflächen von Städten zu finden.

Städtische Gebiete bestehen größtenteils aus bebauten Flächen (Bauwerke, Straßen) mit Beton, Asphalt und anderen versiegelten Oberflächen. Insbesondere dunkle Oberflächen absorbieren  Sonnenstrahlung, was dazu führt, dass sich Straßen und Gebäude in städtischen Ballungsgebieten tagsüber stärker aufheizen als in vorstädtischen Gebieten oder im Umland.

Hinzu kommt, dass die Bauwerke und Straßen auch am Abend und in der Nacht, wenn sich die Stadt eigentlich wieder abkühlen könnte, immer noch gespeicherte thermische Energie als Wärme abgeben.

Einen hohen Anteil am Wärmeinseleffekt liefert der hohe Versiegelungsgrad in den Städten. Die versiegelten Bodenoberflächen können weniger Niederschlagswasser aufnehmen. Stattdessen wird es oft rasch unterirdisch in die Kanalisation abgeführt und kann so weniger Wärme aufnehmen und abführen. Zudem fällt durch die Versiegelung die Verdunstungskühlung des Bodens aus.

Ein hoher Versiegelungsgrad durch Bauwerke, Straßen und Plätze geht in Städten, insbesondere in den Innenstädten, oft einher mit einem geringeren Stadtgrünanteil, d. h. Bäumen, Grün- und Freiflächen. Diese spielen jedoch eine wichtige Rolle bei der Kühlung einer Stadt. Durch die Verdunstungskühlung der Pflanzen wird tagsüber eine zu starke Erwärmung verhindert und die nächtliche Abkühlung gefördert.

Ein weiterer Faktor ist die Schattenwirkung von hohen und dicht belaubten Bäumen. Das Fehlen von Bäumen und Grünflächen in Städten verstärkt den Wärmeinseleffekt.

Einen wesentlichen Einfluss auf den Wärmeinseleffekt hat die Bebauungsstruktur, d. h. vor allem die Art und Dichte der Bebauung. Durch die hohen Gebäude in vielen städtischen Gebieten gibt es zusätzliche Oberflächen, welche Wärme absorbieren und speichern können. Strahlt diese Wärme dann abends und nachts ab, wird sie vornehmlich zwischen den Wänden hin und her reflektiert, anstatt nach oben zu entweichen. Die Erwärmung wird weiter erhöht („Urbaner Canyon-Effekt“).

Durch eine dichte Bebauung verändern sich auch die Windverhältnisse. Generell sinkt die Windgeschwindigkeit in Bodennähe. Langsamere Windgeschwindigkeiten verschlechtern den Abtransport von Wärme. Der Luftaustausch mit kühlerer Luft am Stadtrand wird eingedämmt.

Schließlich tragen Veränderungen der natürlichen Zusammensetzung der Luft zu einer Verstärkung des städtischen Wärmeinseleffektes bei. Zu nennen sind hier insbesondere Schadstoffemissionen und Abwärme aus Industrie, Gewerbe, Autoverkehr und Privathaushalten.

Welche Auswirkungen hat der Wärmeinsel­effekts auf die Bevölkerung?

Der Wärmeinseleffekt hat Auswirkungen auf viele verschiedene Bereiche der Stadt, auf das tägliche Leben und die Gesundheit des Menschen.

Hohe Temperaturen können die Nutzung des öffentlichen Raums einschränken. Parks, Spielplätze und andere Außenbereiche werden möglicherweise weniger attraktiv und weniger zugänglich, wenn die Temperaturen unerträglich hoch sind. Dies kann zu einer Einschränkung der Freizeitmöglichkeiten und des sozialen Zusammenhalts führen.

In den Sommermonaten wird der auf den Menschen wirkende Hitzestress durch den Wärmeinseleffekt verstärkt. Dies betrifft insbesondere ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen und Kleinkinder.

Im Hinblick auf die zukünftigen Klimaveränderungen muss davon ausgegangen werden, dass Hitzeperioden in Zukunft häufiger und länger auftreten und somit die Problematik des Hitzestresses verstärkt wird.

Die gefühlte Temperatur

An sehr heißen Tagen kommen die Auswirkungen des Wärmeinseleffektes für jeden Menschen besonders „fühlbar“ zum Tragen.

Für das menschliche Wohlbefinden ist dabei das thermische Empfinden, also die gefühlte Temperatur, von Bedeutung. Die gefühlte Temperatur beschreibt das Temperaturempfinden eines Menschen, d. h. wie ein Mensch die Temperatur in seiner Umgebung wahrnimmt.

Dabei spielen neben der Lufttemperatur, auch Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Wärmeabstrahlung von Gebäuden und Straße wichtige Rollen.

Grundsätzlich handelt es sich beim thermischen Empfinden um eine subjektive Empfindung, d. h. sie ist von Person zu Person verschieden und kann von Konstitution, Alter, Gesundheit, körperlichen Aktivität und die Art Kleidung abhängen.

Was sind „Hitze-Hotspot-Karten“?

Die Hitzebelastung und deren gesundheitliche Auswirkungen für Menschen zeigen sich in einer Stadt räumlich differenziert. Das Gesundheitsrisiko ist besonders hoch, wo die Hitzebelastung auf sensitive Stadtgebiete trifft. Hierzu gehören Gebiete mit einer hohen Bevölkerungsdichte, mit einem hohen Anteil an älteren Menschen oder Kindern, mit einer Vielzahl an sensitiven Nutzungen (z. B. Kindergärten, Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser) sowie Gebiete mit einer unzureichenden Grünversorgung. Hitze-Hotspot-Karten zeigen die Gebiete in der Stadt, in denen vorrangig Maßnahmen zum Hitzeschutz umgesetzt werden sollten.

Folgende Indikatoren geben Hinweise auf die Sensitivität der Bevölkerung:

  • Dichte von hochaltrigen Personen
  • Kinderdichte
  • Dichte von durch Armut benachteiligten Personen
  • Existenzsicherungsquote
  • Arbeitslosenquote
  • Wohnfläche pro Kopf

Auswirkungen auf die Gesundheit

Die Hitzebelastung trifft alle Menschen quer durch die Bevölkerung. Das Spektrum der Auswirkungen reicht dabei von Einschränkungen im Wohlbefinden und der Verringerung der Produktivität von Arbeitskräften bis hin zu schwerwiegenden Hitzeerkrankungen und hitzebedingten Sterbefällen. Dabei sind manche Menschen anfälliger gegenüber Hitze und gefährdeter für eine hitzebedingte Krankheit. Sie zählen zu den sogenannten vulnerablen Personengruppe bei Hitze.

Welche Gesundheits­risiken bestehen bei extremer Hitze?

Ein gesunder Körper funktioniert optimal, wenn seine Temperatur im Inneren etwa 37 °C beträgt. Der Organismus passt seine Temperatur ständig an die Umweltbedingungen an. Droht die Körpertemperatur aufgrund von Hitze zu hoch zu werden setzen die Kühlmechanismen des Körpers ein. Die Blutgefäße werden erweitert und der Körper verlagert mehr Blut in die Haut. Durch diese Wärmeleitung und Wärmestrahlung wird schnell und wirkungsvoll Wärme an die Umgebung abgegeben. Das Schwitzen als weiterer Kühlmechanismus leitet ebenso Wärme aus dem Körper und sorgt zusätzlich durch Verdunstungskühle auf der Haut für Entlastung.

Bei extremer Hitze droht eine Überhitzung des Körpers, welche zusammen mit Wasser- und Elektrolytverlust vor allem das Gehirn, das Herz, die Lunge und die Nieren belastet. Bestehende Erkrankungen dieser Organe können sich verschlechtern. Außerdem wird die Gehirnleistung aufgrund der verminderten Sauerstoffzufuhr reduziert. Durch Flüssigkeitsmangel kommt es zu Änderungen der Blutzusammensetzung. Herz- und Gefäßerkrankungen können sich dadurch verschlechtern und es können schwerwiegende plötzliche Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall kommen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens oder der Verschlechterung von Nierenerkrankungen sowie Atemwegserkrankungen erhöht.

In der Schwangerschaft sind erhöhte Frühgeburtenraten, geringe Geburtsgewichte, sowie ungünstige Geburtsereignisse in Hitzewellen beobachtet worden. Letztlich kann Hitze zum Tod führen, was die hitzebedingte Sterblichkeitsrate in Jahren mit sehr heißen Sommern deutlich erhöhen kann.

Welche indirekten Auswirkungen hat extreme Hitze auf die Gesundheit?

In Städten mit hohem Verkehrsaufkommen, Industrie und anderen Quellen der Luftbelastung kommt es insbesondere während heißer Sommermonate bei hohen Temperaturen und hoher Sonneneinstrahlung durch chemische Reaktionen zwischen Stickoxiden und flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) zur Bildung von bodennahem Ozon („Sommer-Smog“). Dabei handelt es sich um ein starkes Reizgas, das Atemwegsreizungen, Kurzatmigkeit und Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis verschlimmern kann.

Eine stabile Energieversorgung ist wichtig, um die Kühlung in Gebäuden, insbesondere in Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen Gesundheitseinrichtungen, aufrechtzuerhalten. Wenn die Klimaanlagen nicht ordnungsgemäß funktionieren oder es zu Stromausfällen kommt, können sich die Innenräume schnell aufheizen, was gesundheitliche Probleme für vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen oder Menschen mit bestimmten Erkrankungen verschärfen kan.

Parks und Grünflächen bieten Raum für Entspannung, Erholung und Freizeitaktivitäten und ermöglichen es den Menschen, sich von stressigen Alltagssituationen zu erholen und ihre mentale und körperliche Gesundheit zu verbessern. Extreme Hitze, gekoppelt mit hoher Sonneneinstrahlung und Wassermangel, führt zu erhöhtem Hitzestress bei den Pflanzen, was im Extremfall zum Absterben von Pflanzen führen kann. Dies kann die Attraktivität öffentlicher Grünanlagen verringern und die Erholungsmöglichkeiten beeinträchtigen.

Langanhaltende Hitze- und Trockenperioden führen zu einem erhöhten Wasserverbrauch, da Menschen vermehrt Wasser zum Duschen, zur Gartenbewässerung und für andere kühlende Zwecke benötigen. Wenn die Wasserversorgung nicht ausreichend ist, kann dies zu Trinkwasserknappheit führen.

Hohe Temperaturen verstärken den Verwesungsprozess von Abfällen, insbesondere von organischen Abfällen, die in Biotonnen gesammelt werden. Bei extremer Hitze kommt es dabei zu unangenehmen Geruchsbelästigungen und zur Verschlechterung der Luftqualität in der Nähe der Abfallbehälter mit Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Insbesondere Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma können empfindlich auf diese Belastung reagieren.

Während extremer Hitzetage und längeren Hitzewellen neigen Menschen dazu, ihrer Aktivitäten einzuschränken und sich weniger im Freien aufhalten. Stattdessen suchen Menschen nach kühleren Innenräumen oder verlagern ihre Aktivitäten in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden. Dies kann dazu führen, dass Menschen weniger Zeit miteinander verbringen, sich weniger treffen oder gemeinsame Aktivitäten reduzieren. Dies kann insbesondere bei älteren Menschen zu Isolation und Einsamkeit führen.

Wer ist besonders durch Hitze gefährdet?

Hitzebedingte Erkrankungen können bei Risikogruppen wie auch bei gesunden Menschen auftreten. Wie stark jeder Mensch von Hitze betroffen und gesundheitlich belastet ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Insbesondere ältere Menschen über 65 Jahre, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Kinder und Säuglinge, Schwangere, im Freien arbeitende Menschen, Sportler*innen, Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen und Menschen, die Medikamente nehmen, sowie Wohnungslose und sozial isoliert lebende Menschen haben ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Diesen Personen ist daher besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Warum sind ältere Menschen ab 65 anfälliger für hitzebedingte Erkrankungen?

Ältere Menschen ab 65 Jahre sind besonders anfällig für gesundheitliche Auswirkungen von Hitzebelastungen. Die im Alter eingeschränkte Fähigkeit des Körpers zur Wärmeregulierung in Kombination mit einem reduzierten Durstempfinden kann zu einer Dehydratation (Flüssigkeitsmangel im Körper) führen. Besonders betroffene Organe sind Herz, Niere und Hirn, sodass sich vermehrt Herzinfarkte, Nierenversagen und kognitive Einschränkungen bemerkbar machen. Gesundheitliche Vorerkrankungen (z. B. Diabetes) von älteren Menschen bringen ein zusätzliches Risiko. Die Einnahme von Medikamenten kann sich negativ auf die Fähigkeit des Körpers zur Thermoregulation auswirken.

Im Hinblick auf die medizinische Versorgung sind ältere Menschen oftmals auf andere Personen angewiesen, was ihre Anfälligkeit für Hitzeereignisse erhöht. Eine länger andauernde Hitzewelle mit heißen Tagen und Tropennächten stellt für viele über 65-Jährigen zudem ein erhöhtes Risiko einer hitzebedingten Hospitalisierung dar. Es ist zu erwarten, dass ein klimawandelbezogener Anstieg von Heißen Tagen, Tropennächten und Hitzewellen zu mehr Hitzeerkrankungen und damit zu mehr Krankenhauseinweisungen führen wird.

 

Warum sind pflegebedürftige Menschen anfälliger für Hitzestress?

Bei extremer Hitze haben ältere, pflegebedürftige Menschen Schwierigkeiten, ihre Körpertemperatur zu regulieren und sich an die hohen Temperaturen anzupassen. Pflegebedürftige Menschen leiden häufiger an chronischen Erkrankungen wie Herzerkrankungen, Diabetes, Atemwegserkrankungen oder neurologischen Erkrankungen. Werden Medikamente verabreicht, kann dies die körpereigene Thermoregulation beeinflussen oder die Hitzeempfindlichkeit erhöhen, was das Risiko von Hitzekrankheiten weiter erhöht. Menschen mit Demenz können die Gefahr durch Hitze häufig nicht einschätzen und denken nicht daran, ausreichend zu trinken.

Viele pflegebedürftige Menschen haben Mobilitätseinschränkungen und sind nicht in der Lage, sich aktiv abzukühlen oder kühle Orte aufzusuchen. Bettlägerige Menschen sind bei Hitze besonders gefährdet. Hitzegefährdet sind pflegebedürftige Menschen vor allem dann, wenn sie allein wohnen und sozial isoliert sind. Das kann bei einer extremen Hitzeperiode bedeuten, dass sie möglicherweise keine Unterstützung oder Hilfe erhalten, um angemessene Hitzeschutzmaßnahmen zu ergreifen.

Warum sind Kinder durch extreme Hitze stärker gefährdet?

Kinder reagieren besonders sensibel auf eine Hitzebelastung, weil die körperlichen Entwicklungsstufen noch nicht abgeschlossen sind. Das Herzkreislaufsystem und das Immunsystem befinden sich noch in der Entwicklung.

Da sie im Verhältnis zum Körpervolumen über nicht so viele Schweißdrüsen verfügen, können sie ihre Körperkerntemperatur schwerer regulieren und überhitzen bis zu fünf Mal schneller als Erwachsene. Kinder dehydrieren leichter, weil sie geringere Flüssigkeitsreserven haben. Durch eine höhere Stoffwechselrate haben Kleinkinder schon unter Normalbedingungen eine etwas höhere Körpertemperatur als Erwachsene, was bei Hitze eine zusätzliche Belastung darstellt. Dies bedeutet für das Herzkreislaufsystem von Kindern eine Belastung, in dessen Folge es zu Fieber, Hitzeerschöpfung bis hin zu schwersten, notfallmedizinisch zu behandelnden Krankheitsbildern wie Hitzschlag kommen kann.

Neben diesen physiologischen Unterschieden spielen auch andere Einflussfaktoren eine Rolle. Kinder verbringen tendenziell mehr Zeit im Freien als Erwachsene, wodurch sie mehr Hitze ausgesetzt sind. Anders als Erwachsene sind Säuglinge und Kinder zumeist nicht in der Lage, auf gesundheitliche Beeinträchtigungen wahrzunehmen oder diese zum Ausdruck zu bringen.

Warum sind schwangere Frauen durch Hitze gefährdet?

Während der Schwangerschaft sind Frauen möglicherweise anfälliger für Hitzestress, da sie an Gewicht zunehmen, was die Wärmeproduktion erhöht und die Fähigkeit, Wärme durch Schwitzen abzugeben, verringert. Auch der Fötus verändert seine Körperzusammensetzung und seinen Stoffwechsel, was den Hitzestress der Mutter weiter erhöht. Typische Probleme in der Schwangerschaft sind: Müdigkeit, Kreislaufprobleme, geschwollene Beine, Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Liegen bei Schwangeren zusätzliche Risikofaktoren (z. B. Übergewicht, Bluthochdruck) vor, ergibt sich daraus ein zusätzliches Gesundheitsrisiko.

Schwierigkeiten bei der Thermoregulation und Dehydrierung bei schwangeren Frauen können zu einem Rückgang des Blutflusses in der Gebärmutter führen, was die Wehen auslösen kann. Außerdem kann Hitzestress die Ausschüttung von Hormonen auslösen, was wiederum Wehen auslösen können. In Studien konnte ein höheres Risiko für Frühgeburten bei Frauen festgestellt werden, die in Gebieten mit niedrigem sozioökonomischem Status und niedrigem Bildungsniveau wohnen. Bislang sind die Ursachen oder biologischen Mechanismen, die mit Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht als Reaktion auf Hitze verbunden sind, noch unklar.

Warum sind Menschen mit chronischen Erkrankungen durch Hitze gefährdet?

Bei Menschen mit chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen belastet extreme Hitze ein bereits vorgeschädigtes Herz. Der Körper muss mehr Energie aufwenden, um sich abzukühlen. Dies kann zu einer erhöhten Belastung des Herzens führen, was das Risiko von Herzinfarkten und Herzrhythmusstörungen erhöht. Bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma, Bronchitis) kann Hitze in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit und Luftverschmutzung Atemnot und Hustenanfälle verstärken. Bei älteren Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung ist die Regulation des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes vermindert. Bei extremer Hitze und eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann sich die Nierenfunktion weiter verschlechtern.

Der Körper von Menschen mit Diabetes passt sich schlechter an Hitze an. Die Ursache hierfür ist die geringere Aktivität von Nervenbahnen, die Schweißdrüsen und Blutgefäße regulieren. Begleit- und Folgeerkrankungen von Diabetes (z. B. Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen) können sich bei Hitze verschlechtern. Bei Menschen mit Nervenerkrankungen beeinträchtigt Hitzestress die Kommunikation der Nervenzellen, reduziert die Durchblutung des Gehirns oder fördert das Absterben von Nerven. Dadurch kann es zu epileptischen Anfällen, Schlaganfällen und kognitiven Beeinträchtigungen kommen. Demenzkranke haben im fortgeschrittenen Stadium häufig eine gestörte Körperwahrnehmung und spüren das Schwitzen nicht.

Warum sind Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen, durch extreme Hitze stärker gefährdet?

Werden bestimmte Medikamente während einer Hitzewelle eingenommen, kann dies bei den betreffenden Menschen zu Gesundheitsproblemen führen. Dabei greifen die Medikamente in Vorgänge ein, die der Körper zur Anpassung an Hitze bzw. Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes nutzt. Im Zusammenwirken mit anderen Risikofaktoren kann die Entwicklung von Hitzekrankheiten begünstigt werden. So beeinflussen einige Arzneimittel den Elektrolythaushalt im Körper, was bei hohen Temperaturen das Risiko einer Dehydrierung begünstigt. Andere Medikamente wiederum hemmen das natürliche Schwitzen, sodass die Wärme nicht über die Haut abgegeben werden kann. Zu den bei Hitze kritischen Nebenwirkungen von Medikamenten zählen weiterhin: erhöhte Körpertemperatur, verringertes Durstgefühl, verringerte Herzleistung, erniedrigter Blutdruck, Hemmung der zentralen Thermoregulation, reduzierte Wahrnehmung einer Hitzeerschöpfung. Hinzu kommt, dass die Hitze bei manchen Medikamenten zu Überdosierungen führt, indem sich entweder durch Dehydratation die Arznei-Konzentration im Körper erhöht.

Warum sind Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen durch Hitze gefährdet?

Alkohol- und Drogenkonsum können selbst bei normalen Temperaturen mit Risiken für die Gesundheit verbunden ist. Bei extremer Hitze können sich deren Auswirkungen verstärken und das Risiko von Hitzeerkrankungen erhöhen. Alkohol entzieht dem Körper Wasser und Mineralstoffe. Dadurch kann die Dehydration weiter verstärkt werden. Ein erhöhter Alkoholkonsum kann zudem die körpereigene Thermoregulation beieinflussen, indem die Schweißproduktion verringert wird, was zu einer Überhitzung des Körpers führt. Kreislaufprobleme können verstärkt und früher auftreten als bei nicht-alkoholisierten Personen, was das Risiko von Hitzekrankheiten erhöht.

Auch viele Drogen (z. B. Cannabis, Amphetamine, Kokain, Heroin, Ecstasy) können bei Hitze zu einem vermehrtem Schwitzen führen. Der zusätzliche Flüssigkeitsverlust kann auch hier die Gefahr einer Dehydration erhöhen und die Thermoregulation beeinträchtigen. Es kann zu einem Hitzestau kommen, der dazu führt, dass der Körper überhitzt, der Bluthochdruck ansteigt, das Herz stark beansprucht wird und es zu einem Hitzeschlag kommen kann.

Generell kann der Konsum von Alkohol und Drogen dazu führen, dass das gesundheitliche Risiko während deiner Hitzewelle unterschätzt wird. Warnsignale werden weniger ernst genommen, körperliche Grenzen schneller überschritten und auf die Flüssigkeitszufuhr wird weniger geachtet. Zudem kann das Urteilsvermögen und die Koordination beeinträchtigt werden, was zu einem erhöhten Risiko von Stürzen, Unfällen und Verletzungen führen kann.

Übergewichtige und fettleibige Menschen (Adipositas) haben ein höheres Risiko für hitzebedingte Erkrankungen. Dieses erhöhte Risiko ist zumindest teilweise auf morphologische und funktionelle Veränderungen zurückzuführen, die den Wärmeverlust beeinflussen.

Menschen mit Übergewicht haben eine kleinere Körperoberfläche im Verhältnis zur Körpermasse und damit eine geringere Oberfläche, über die sie Wärme verlieren können. Zudem hat Fettgewebe eine isolierende Wirkung, was bedeutet, dass übergewichtige Menschen Schwierigkeiten haben, Wärme effizient abzugeben. Dies kann zu einer Beeinträchtigung des natürlichen Kühlungsmechanismus des Körpers führen. Aufgrund dieser geringeren Fähigkeit, Wärme abzuführen, kommen Hitzeerkrankungen wie Hitzekrämpfe und Hitzeschlag häufiger bei Übergewichtigen vor als bei Menschen mit Normalgewicht.

Übergewicht ist vor allem bei älteren Menschen weit verbreitet und es wird vermutet, dass sie den Alterungsprozess beschleunigt. Übergewichtige Menschen haben oft Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen, die ihr Risiko für hitzebedingte Gesundheitsprobleme weiter erhöhen können.

Warum sind Menschen die isoliert leben durch Hitze gefährdet?

Das höchste Risiko besteht dabei für ältere Menschen. Die Hitzewelle in Paris vom Sommer 2003 hat gezeigt, dass häufig ältere, alleinstehende Menschen starben, die in schlecht isolierten Dachgeschosswohnungen lebten, die sie nicht ausreichend lüften konnten. Neben fehlender Fähigkeit zur Eigendiagnose bei verringerten Kontakten ist bei isoliert lebenden Menschen oftmals auch die Möglichkeit einer rechtzeitigen Diagnose von Hitzesymptomen durch Angehörige oder Nachbarn nicht gegeben. Es fehlt die soziale Kontrolle, Hilfsangebote und Personen, die bei möglichen Komplikationen verständigt werden können.

Zudem hat diese Risikogruppe möglicherweise keinen einfachen Zugang zu Informationen über Hitzewarnungen und -schutzmaßnahmen und dadurch weniger Möglichkeiten, angemessen auf die Hitzebelastung zu reagieren.

Warum sind wohnungslose Menschen durch Hitze gefährdet?

Bei der Risikogruppe Wohnungslose handelt es sich um Personen ohne jegliche Unterkunft, ohne einen festen Wohnsitz, die auf der Straße leben und/oder in Notunterkünften und Notschlafstellen übernachten oder in Behelfsunterkünften (z. B. Wohnwagen, Gartenlauben) leben.

Hitze birgt für wohnungslose Menschen massive Gesundheitsrisiken. Da sie sich die meiste Zeit im Freien aufhalten und keinen sicheren und geschützten Rückzugsort haben, sind sie am Tag und in der Nacht der Hitze schutzlos ausgeliefert. Zu den Symptomen, die bei wohnungslosen Menschen beobachtet werden, gehören u. a. Flüssigkeitsmangel, Schwindel, Kreislaufzusammenbruch, Sonnenbrand und Infektionen. Durchgeschwitzte Kleidung erschwert die Heilung offener Wunden.

Erhöhter Alkohol- und Drogenmissbrauch vermindert das Körperempfinden, wodurch Dehydration, Überhitzung oder Hitzeschlag weniger schnell erkannt werden. Die gesundheitlichen Auswirkungen der Hitze werden dadurch verstärkt, dass wohnungslose Menschen oft nur einen eingeschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung haben.

Warum sind sozioökonomisch benachteiligte Menschen durch Hitze gefährdet?

Bestimmte Personengruppen werden aufgrund sozialer und wirtschaftlicher Faktoren wie Einkommen, Bildung, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Wohnen stärker vom Klimawandel betroffen sein als andere. Zum Beispiel können Menschen mit geringem Einkommen in veralteten oder schlecht gebauten Gebäuden leben, die bei Hitze nicht ausreichend gekühlt werden können. Sie können sich bauliche und technische Maßnahmen (z. B. Dämmung, Klimaanlagen) kaum leisten.

Kulturelle oder sprachliche Barrieren können den Zugang zu Gesundheitsversorgung und Sozialdiensten einschränken. Es fällt der Personengruppe schwerer, an Informationen über hitzebedingte Gesundheitsrisiken zu gelangen, die sie dabei unterstützen, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze zu verbessern. Diese Menschen sind möglicherweise auch stärker gefährdet, weil sie häufiger an bestehenden Erkrankungen leiden, wie z. B. Diabetes, Asthma oder Herzerkrankungen. Hitze kann diese Krankheiten verstärken. Oder sie leben in städtischen und ländlichen Gebieten mit einer schlechten Gesundheitsinfrastruktur, die möglicherweise nicht in der Lage ist, extreme Hitzeereignisse optimal zu bewältigen.

Warum sind Menschen, die im Freien körperlich schwer arbeiten durch Hitze gefährdet?

Viele Menschen arbeiten in Berufen, die eine Tätigkeit im Freien beinhalten, so z. B. im Bauhandwerk, im Straßenbau, in der Land- und Forstwirtschaft und im Gartenbau, in der Abfallwirtschaft oder in der Gastronomie. Diese Menschen sind bei extremer Hitze einer erhöhten Hitzebelastung ausgesetzt. Körperlich schwere Arbeit an heißen Tagen führt dazu, dass das Herz-Kreislaufsystem noch intensiver belastet wird. Gepaart mit mangelnder Flüssigkeitsaufnahme können verschiedene hitzebedingte Symptome, wie Dehydrierung, Hitzeerschöpfung und Hitzekrämpfe auftreten. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag.

Als Folge der Hitzebelastung kann es zu Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit kommen. Eine Beeinträchtigung des Urteilsvermögens, eine Verminderung der Wachsamkeit, der Verlust von Geschicklichkeit, Koordination und Konzentration durch Hitze kann zu einer Beeinträchtigung der Arbeitssicherheit und zu einer Steigerung des Umfallrisikos führen.

Um Unfälle und Schäden möglichst zu vermeiden, ist Aufklärung zu den Zusammenhängen und den Gefahren auf Ebene der Verhaltensprävention eine grundlegende Maßnahme.

Warum sind Menschen, die viel Sport treiben, durch extreme Hitze gefährdet?

Wenn Sportler*innen einer erhöhten Hitzebelastung ausgesetzt sind, versuchen auch deren Körper durch verstärktes Schwitzen, die Körpertemperatur zu regulieren. Eine körperlicher Belastung bei Sportler*innen tritt in der Regel dann auf, wenn die Schweißabgabe nicht in der Lage ist, die Körperwärme ausreichend abzuführen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Luftfeuchtigkeit. Bei zunehmender Luftfeuchtigkeit sinkt die Schweißabgabe und es kommt zum Anstieg der Körpertemperatur.

Durch das verstärkte Schwitzen besteht das Risiko einer Dehydration, wenn nicht ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird. Schwitzen führt auch zum Verlust von Elektrolyten wie Natrium, Kalium und Magnesium. Ein Ungleichgewicht dieser Elektrolyte kann die Muskelkontraktion, die Nervenfunktion und andere Körperfunktionen beeinträchtigen. Letztlich führt eine hohe Hitzebelastung zu Stress, der die Leistungsfähigkeit der Sportler*innen beeinträchtigen und das Risiko von Hitzekrankheiten wie Hitzekrämpfe, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag erhöhen kann.

Wie wirkt sich Hitze auf die Sterblichkeit aus?

Hitzewellen mit hohen Lufttemperaturen führen regelmäßig zu signifikant erhöhten Sterberaten bzw. Mortalitätsraten.

Die Gründe für diese hitzebedingte Mortalität sind vielfältig und reichen von Todesfällen durch Hitzeschlag bis hin Vorbelastungen des Herz-Kreislauf-Systems. Bei Hitzeextremen ist dabei die Erhöhung der Mortalität in älteren Bevölkerungsgruppen besonders ausgeprägt. In den letzten fünf Jahren sind vom Robert Koch-Institut, Umweltbundesamt und dem Deutschen Wetterdienst Analysen durchgeführt worden, um einen Zusammenhang zwischen Hitzebelastung und einer erhöhten Mortalität in Deutschland statistisch zu belegen und die Zahl der hitzebedingten Todesfälle über einen längeren Zeitraum zu quantifizieren.

In den drei aufeinander folgenden Jahren 2018, 2019 und 2020 ist es mit sehr hohen Sommertemperaturen zu einer signifikanten Anzahl hitzebedingter Sterbefälle gekommen.

Hitzebedingte Sterbefälle in Deutschland

2018: 8.700 Personen
2019: 6.900 Personen
2020: 3.700 Personen
2022: 4.500 Personen

Das Jahr 2018 liegt mit einer geschätzten Anzahl von etwa 8.700 hitzebedingten Sterbefällen in einer ähnlichen Größenordnung wie die Hitzejahre 1994 und 2003 (mit jeweils rund 10.000 Sterbefällen).

Für 2021 wurde keine signifikant erhöhte hitzebedingte Sterblichkeit ermittelt.

Eine Untersuchung für das Jahr 2022 kam zu einer signifikanten Anzahl an Sterbefällen mit rund 4.500 hitzebedingten Sterbefällen.

Was bedeutet Bioklima?

Der Deutschen Wetterdienst beschreibt das Bioklima als die Gesamtheit aller atmosphärischen Einflussgrößen auf sämtliche Lebewesen. Im engeren Sinne wird es als Einfluss auf den menschlichen Organismus verstanden. Die Einflüsse können positive wie auch negative Auswirkungen auf den Menschen haben. Wenn von einem Stadtgebiet oder -bereich mit einer ungünstigen bioklimatischen Situation gesprochen wird, ist damit gemeint, dass sich klimatische Einflussgrößen nachteilig auf den Menschen auswirken.

Faktoren, die das Bioklima beeinflussen

Thermische Wirkungskomplex

  • Lufttemperatur
  • Luftfeuchte
  • Wingeschwindigkeit
  • Thermophysiologische wirksame Strahlung

Aktinische Wirkungskomplex

  • UV-Strahlung
  • Infrarot-Strahlung
  • Sichtbares Licht

Lufthygienischer Wirkungskomplex

  • Pollen
  • Feinstaub
  • Grobstaub
  • Gase

Entsprechend ihrer Ausprägung und Wirkung werden die Einflussgrößen in den drei Wirkungskomplexen als belastend, schonend oder als Reiz empfunden.

Zu den bioklimatischen Belastungsfaktoren zählen insbesondere Wärmebelastung, Strahlungsarmut und schadstoffhaltige Luft.

Als Schonfaktoren gelten ausgeglichene thermische Bedingungen, ein leicht erhöhtes Strahlungsangebot sowie weitgehende Luftreinheit inklusive Allergenarmut.

Die bedeutsamen Reizfaktoren sind Kältereiz, starke Tagesschwankungen der Lufttemperatur, böiger Wind, erhöhte Intensität der Sonnenstrahlung und geringer Sauerstoffgehalt (in der Höhe).

Wie wird die bioklimatische Situation ermittelt?

Bioklimatische Gutachten liefern eine Information darüber, welche Bedeutung die klimatischen Bedingungen an einem Ort oder in einer Region für Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen besitzen.

In Städten ist die warme Seite der thermischen Komponente des Bioklimas besonders zu beachten. Durch hohe Bevölkerungsdichte, Stadtverkehr, Bauweise und wenig Grünflächen ergeben sich Wärmeinseleffekte und es kommt zur Zunahme wärmebelasteter Situationen im Wohn- und Arbeitsumfeld. Geeignete, hochauflösende Ausgangsdaten für die bioklimatische Analyse können mithilfe von Stadtklimamodellen (z. B. MUKLIMO) erzeugt werden.

Dadurch können Kommunen Anpassungen der Stadtplanung treffen (z. B. Baumpflanzungen, Neuanlage von Grünflächen).

Herausforder­ungen für das Gesundheits­wesen

Hitze bedingt eine erhöhte Nachfrage nach ambulanten Diensten und Arztkontakten, eine Zunahme an Krankentransporten, Notfalleinweisungen und Krankenhausaufenthalten. Zudem ist das Personal bei der Versorgung der Patient*innen selbst von extremer Hitze betroffen.

Während Hitzewellen kann es zu einer erhöhten Inanspruchnahme von ambulanten Diensten kommen (z. B. Arztpraxen, Gesundheitszentren). Dies zeigte eine empirische Untersuchung der Universität Duisburg-Essen für die Hitzewellen im Jahr 2015. Für die empirischen Untersuchungen standen Leistungsdaten u. a. zu ambulanten Arztkontakten sowie Diagnosedaten der AOK Rheinland/Hamburg von ca. 1,35 Mio. Versicherten zur Verfügung. Die über alle untersuchte Regionen im Hitzezeitraum am häufigsten kontaktierte Gruppe an Ärzt*innen war die der Hausärzt*innen.

 

Während einer Hitzewelle kann es zu einer Zunahme der Krankentransporte kommen. Insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, nehmen einen Krankentransport in Anspruch. Dies zeigte sich in einer Untersuchung im Versorgungsgebiet der AOK Rheinland / Hamburg. Der Effekt ließ sich u. a. in Köln, Düsseldorf, Essen und Hamburg im Hitzezeitraum durch statistisch signifikante Erhöhungen der Inanspruchnahme von Rettungswagen und Taxifahrten messen.

Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass eine Hitzewelle zu einem Anstieg von Notfällen und Krankenhauseinweisungen führen kann. Insbesondere ältere Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen sind hiervon betroffen. Dabei kann es zu einer Belastung des Gesundheitssystems kommen.

Die Angaben zu Krankenhausbehandlungen basieren auf der Krankenhausstatistik. Es wird davon ausgegangen, dass durch die Betrachtung von Krankenhauseinweisungen nur ein Bruchteil der insgesamt anfallenden Hitzeschäden in Deutschland erfasst wird.

Hitzewellen führen nicht nur zu mehr Patient*innen in den Krankenhäusern, sondern das Personal ist bei der Versorgung der Patient*innen selbst von Hitze betroffen. Die Hitzebelastung des Krankenhauspersonals kann dazu führen, dass es weniger leistungsfähig ist und möglicherweise mehr Fehler bei der Versorgung von Patient*innen macht.

Eine erhöhte Zahl an Erkrankungen und Fehlzeiten des Personals beeinträchtigt zudem die Kapazität des Krankenhauses und führt zu einer schlechteren Versorgung der Patient*innen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Einrichtungen des Gesundheitswesens selbst, einschließlich des Personals angemessene Hitzeschutzmaßnahmen ergreifen.


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